Leben mit Demenz

Wenn man von Menschen, die von Demenz betroffen sind, spricht, wird meist über sie besprochen. Aber was erzählen sie selbst über ihren Alltag?

Wir haben Menschen gefragt, die den Tagestreff  oder eines der Café Malta der Malteser besuchen:

Wie sieht ihr Alltag aus?

Wie sieht ihr Alltag aus?

Werner G.*: „Ich stehe auf, wenn ich wach werde und ich genieße es, alles auf mich zukommen zu lassen. Nach dem Frühstück lese ich die Zeitung, vor allem den Lokalteil. Abends genieße ich es, so lange aufzubleiben, wie ich will.“

Hannelore K.: „Wenn ich aufstehe, mache ich erst einmal Gymnastik, trinke einen Kaffee und muss meinen Blutzucker messen. Bei der Toilette, beim Frühstück zubereiten bekomme ich viel Unterstützung von den Maltesern. Dann mache ich mein Bett, lüfte durch, höre Radio und bereite irgendwann dann das Mittagessen vor. Nach dem Mittagessen, was ich manchmal auch über den Menüservice beziehe, mache ich Mittagsschlaf. Besuch bekomme ich eher selten. Oft mache ich nachmittags einen Spaziergang und gehe auf den Friedhof. Montags besuche ich das Café Malta in Ellenberg, ansonsten arbeite ich etwas im Garten oder im Haushalt, mache ein Schwätzle mit der Nachbarin – ganz normal halt.“

(*Namen der Gäste wurden geändert.)

Wie geht es Ihnen mit der Vergesslichkeit?

Wie geht es Ihnen mit der Vergesslichkeit?

Rita L.: „Früher war ich Kassiererin bei der Bank. Da musste ich sehr aufpassen. Heute vergesse ich oft, was kurz vorher war, zum Beispiel, was es zum Mittagessen gab. Aber von früher weiß ich noch viel.“

Manfred D.: „Das, was nicht mehr im Kopf ist, interessiert mich nicht mehr“

Hannelore W.: „Schwierig ist, da ich oft allein bin, dass ich immer mehr vergesse.“

Werner G.: „In meinem Kopf geht es manchmal kreuz und quer“ 

Waltraud R.: "Ich vergesse schnell, vor allem Namen. Aber ich mache viele Rätsel, das hilft gegen die Vergesslichkeit.“

Sie besuchen ja das Café Malta bzw. den Tagestreff der Malteser. Wie geht es Ihnen hier?

Sie besuchen ja das Café Malta bzw. den Tagestreff der Malteser. Wie geht es Ihnen hier?

Ursula B.: „Wir verbringen hier gemeinsam Zeit – hier wird gelacht, aber es werden auch Probleme besprochen. Das Wichtigste ist ja das Reden.“

Karl T.: „Wir haben hier ein gutes Verhältnis untereinander. Ich komme sehr gern hier in das Café Malta, ich bin ja allein. Es ist toll, dass ich abgeholt werde. Die Geschichten gefallen mir besonders gut.“

Bert K.: „Ich komme seit fünf Jahren ins Café. Es ist schön, einen festen Termin in der Woche zu haben. Das Café geht immer vor – ich möchte es nicht mehr missen.“

Erich H.: „Endlich wieder unter normalen Leuten.“

Heinz M.: „Und willst du nicht mehr einsam sein, schau bei den Maltesern rein.“

Kontakte in Baden-Württemberg

Diözese Rottenburg-Stuttgart

Regine Martis-Cisic

Regine Martis-Cisic
Referentin Soziales Ehrenamt
Tel. 0711 92582-39
regine.martis-cisic@malteser.org
Nachricht senden

Erzdiözese Freiburg

Marija Galjer

Marija Galjer
Referentin Soziales Ehrenamt
Tel. 0761 455 25-147
marija.galjer@malteser.org
Nachricht senden

Angebote für Menschen mit Demenz

Die Erkrankung Demenz bildet ein Querschnittsthema in allen Arbeitsfeldern der Malteser mit älteren Menschen. Ob in den ehrenamtlichen Besuchsdiensten, im Café Malta, in den Tagestreffs für Menschen mit einer beginnenden Demenz, in der Tagespflege, in der Ausbildung, in der ambulanten Pflege, im Krankenhaus, in Einrichtungen der Altenhilfe mit Wohnbereichen, die speziell auf die Bedürfnisse von Menschen mit Demenz ausgelegt sind. Es ist das Ziel der Malteser, Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen zu unterstützen, zu entlasten und ihnen die Hilfe zukommen zu lassen, die sie benötigen.

Aktionen zum Weltalzheimertag 2023

Am 20. September findet im Café Malta in Winnenden ein Workshop „Hands on Dementia“ – Was fühlen Menschen mit Demenz?" statt. In Stuttgart beteiligen sich die Malteser am gemeinsamen Aktionstag zum Weltalzheimertag am 21. September im Marienhospital. Von 11 bis 14 Uhr informieren sie an einem Informationsstand über die Angebote für Menschen mit und ohne Demenz. In Ellwangen wird es neben einer Fotoausstellung im Café Malta am 24. September auch einen Tag der offenen Tür mit Kaffee und Kuchen und Rikschafahrten geben.  

Bitte beachten Sie: Sobald Sie sich das Video ansehen, werden Informationen darüber an Youtube/Google übermittelt. Weitere Informationen dazu finden Sie unter Google Datenschutzerklärung.

Jetzt spenden für Fahrten gegen Einsamkeit!

Unterstützt den Ausbau des Malteser-Rikscha Dienstes.

Impressionen aus dem Alltag im Café Malta

Interview mit der Autorin und Demenzaktivistin Helga Rohra

Im Rahmen der Malteser-Vortragsreihe „Jetzt weiß ich Bescheid: Wissenswertes rund ums Älterwerden und die persönliche Vorsorge“ war die Autorin und Demenzaktivistin Helga Rohra aus München zu Gast im Haus der Katholischen Kirche Stuttgart.

Kurz vor dem Vortrag haben wir sie interviewt.

Guten Tag Frau Rohra, vielleicht sagen Sie als erstes ein paar Worte zu sich?

Helga Rohra: Sehr gern! Die internationale Abkürzung meines Namens Helga Rohra ist HeRo – ist das nicht schön? Ich lebe in München und habe seit 2010 eine Lewy Body Demenz mit ersten Parkinson-Symptomen. Ich bin zufrieden, schätze das Leben und bin sehr dankbar jeden Tag. Ich betrachte das Leben mit Demut – das ist ein Schlüssel.

2010 wurde bei Ihnen die Diagnose Lewy-Body-Demenz festgestellt. Wie macht sich diese Demenzform bei Ihnen bemerkbar?

Helga Rohra: Demenz ist ja nicht gleich Demenz. Allen Formen gemeinsam ist das Vergessen. Aber je nachdem, welches Areal im Gehirn betroffen ist, wirkt es sich auf die Einzelne/den Einzelnen anders aus. Und jede/r muss den eigenen Weg finden, um damit leben zu können. Lewy Body ist typisch mit Halluzinationen, mit Orientierungsschwierigkeiten, – auch die Bewegungsmotorik ist später betroffen. Aber man kann sehr viel tun.

Wie haben Sie gelernt mit Ihrer Demenz zu leben und wie schaffen es, ein selbstbestimmtes Leben zu führen?

Helga Rohra: Es gibt Säulen in jedem Leben. Die Säulen in einem Leben mit Demenz sind: ein Team von Ärzten, die/der nächste Angehörige, die Gesellschaft und ich selber. Die wichtigste Säule aber bin ich selbst. Die Haltung, der Glaube und immer wieder die Motivation. Was nutzt mir der beste Arzt, wenn ich nicht an mich glaube? Ich bin schon immer ein gläubiger, spiritueller Mensch – dies kommt mir auf meiner Demenzreise sehr zugute.

Woher nehmen Sie Kraft?

Helga Rohra: Ich denke, jede gravierende Erkrankung stellt ein Leben auf dem Kopf. Aber ich war immer eine Kämpferin. Das etwa nicht geht, gibt es für mich nicht. Dieser Glaube an meine Kräfte ist ganz wesentlich. Aber es fordert auch sehr viel Disziplin. Da es keinen Angehörigen gibt, der mich zu sehr umsorgt, bin ich sehr viel Selbständigkeit gewohnt. Es gibt Selbsthilfegruppen, Pflegegrade und anderes, die eine Gesellschaft anbietet – aber die habe und will ich auch nicht.

Das heißt, jeder Mensch hat selbst in der Hand, wie Krankheit ihn beeinflusst?

Helga Rohra: Ja, das ist eine Botschaft: Wir können sehr viel selbst tun. Womit trage ich bei: Mit Jammern? Mit Ausfällen und Inaktivität? Mein Motto ist: Bleibe wach, bleibe aktiv – Du hast Verantwortung für Dein Leben. Es ist dein Leben!

Was raten Sie den Angehörigen?

Helga Rohra: Ich habe große Hochachtung vor den Angehörigen. Eine Begleitung von Anfang an finde ich sehr wesentlich. Zunächst gilt es genau zu schauen: Welche Diagnose hat der Mensch? Eignen Sie sich ein Grundwissen an und erklären Sie Ihrem Angehörigen genau, was er hat und wie sich die Demenz bei ihm auswirkt. Dies verhilft ihr/ihm zu Selbständigkeit. Ganz wichtig finde ich auch das Psycho-Coaching, was nicht unbedingt mit einer Psychotherapie gleichzusetzen ist. Ich bespreche zum Beispiel mit meiner Coachin - ganz nach dem amerikanischen Modell - alle zwei Wochen meine Themen. Sie macht mir Mut, mich immer auf meine Stärken zu besinnen. Wenn ein Mensch eine Diagnose bekommt, muss er sich öffnen. Er darf sich nicht schämen.

Sie bezeichnen sich selbst als Demenzaktivistin. Was heißt das?

Helga Rohra: Ich bezeichne mich als Aktivistin, weil ich hinterfrage, in der Gesellschaft Impulse setze und etwas bewegen will. Und da ich international vernetzt bin sowie Erfahrungswerte mitbringe, bin ich eine Expertin in eigener Sache. Für mich ist wichtig zu vermitteln: Es gibt Möglichkeiten der Prävention. Und wenn du die Diagnose bekommst, kannst du etwas tun.

Ihre Botschaft an die Gesellschaft?

Helga Rohra: Zum einen: Traut den Menschen, die an Demenz erkrankt sind, etwas zu. Ich habe schon immer gesagt: Es darf keine Veranstaltung geben ohne den Menschen selbst. Es ist wichtig, den Menschen selbst eine Stimme zu geben – vor allem den jungen Leuten. Wussten Sie, dass es 240.0000 Menschen im Vorrentenalter in Deutschland gibt, die an Demenz erkrankt sind?

Frau Rohra, Sie sind ja seit vielen Jahren den Maltesern eng verbunden.

Helga Rohra: Ja, seit 1977. Ich schätze die Malteser sehr! Was ich Ihnen mit auf den Weg geben möchte: Kümmern Sie sich weiter um eine engmaschige Begleitung der Angehörigen und bauen Sie die neuen Wohnformen, die Sie ja auch schon an einigen Standorten haben, weiter aus!

Vielen Dank, für das Gespräch, Frau Rohra!

Standorte und Kontake der Café Maltas und Tagestreffs in Baden-Württemberg

Café Malta Aalen
Malteser Hilfsdienst gGmbH
Stefansplatz 3, 73433 Wasseralfingen
Tel.: 07361 7257411 | Mobil: 0175 1603612
E-Mail: martina.felber@malteser.org
Homepage

 

Café Malta Blumberg
Doggernerz Stüble, Ob der Kehr 5
78176 Blumberg
Tel.: 07702 6089630
Email: magdalena.becker@malteser.org
Homepage

Café Malta Dürrheim
Malteser Hilfsdienst e.V. 
Viktoriastr. 7, 78073 Bad Dürrheim
Tel.: 07721-917020
Email: marija.galjer@malteser.org

 

 

Café Malta Donaueschingen
Malteser Hilfsdienst e.V.
Sennhofstraße 9c
78166 Donaueschingen
Tel.:017640558811
Email: Ruth.Hennemann@malteser.org 

Café Malta Ellwangen
Malteser Hilfsdienst gGmbH
Sebastian-Merkle-Str. 10, 73479 Ellwangen
Tel.: 07361 7257411 | Mobil: 0175 1603612
E-Mail: michaela.koeder@malteser.org
Homepage

Café Malta Freudenstadt
Malteser Hilfsdienst e.V.
Robert-Bosch-Str. 8, 72250 Freudenstadt
Tel.: 07441 9150632 | Mobil: 0151 73009537
E-Mail: daniela.kodweiss@malteser.org
Homepage

Café Malta Kornwestheim
Malteser Hilfsdienst e.V.
Jakob-Sigle-Platz 5, 70806 Kornwestheim
Tel.: 07154 804079 | Mobil: 0151 10994538
E-Mail: ute.fassel@malteser.org

Café Malta Konstanz
Malteser Seniorenzentrum am Fürstenberg
Fürstenbergstr. 68, 78467 Konstanz
Tel: 07531 8104-88
Email: gisela.zoeller@malteser.org
Homepage

Café Malta Lauda Königshofen
Freiherr -von-Zobel-Str. 39
97922 Lauda-Königfshofen
Email: Andrea.Hart@malteser.de

Café Malta Winnenden-Schelmenhorst
Malteser Hilfsdienst e.V.
Buchenhain 33, 71364 Winnenden
Tel.: 07195 / 13 76 904 | Mobil: 01515 / 00 52 755
E-Mail: Claudia.Haug@malteser.org
Homepage

Tagestreff Margarete und Fritz Faber
Malteser Hilfsdienst gGmbH
Klosterallee 1, 73733 Esslingen
Tel.: 0711 396990-33
E-Mail: silke.siegle@malteser.org
Homepage

 

Tagestreff Kirchheim
Malteser Hilfsdienst e.V. 
Hans-Böckler-Str. 1, 73230 Kirchheim u. Teck
Tel.: 07021 950520 
Email: dorothee.einselen@malteser.org
Email: heike.naegelein@malteser.org
Homepage