Im Mittelpunkt der Tagung stand die praktische Umsetzung der Istanbul-Konvention. Die Konvention ist ein Vertrag des Europarats, der Maßnahmen vorsieht, um Gewalt gegen Frauen und häusliche Gewalt zu verhindern und zu bekämpfen.
Drei Jahre INVICTA - Hilfe für Frauen und Mädchen, die von Gewalt betroffen sind
Lady Parra, Projektleiterin INVICTA und Leiterin des Migrationsdienstes der Diözese Rottenburg-Stuttgart, betonte bei ihrer Begrüßung die Bedeutung von Projekten wie INVICTA, die von den Maltesern gemeinsam mit dem Fraueninformationszentrum in Stuttgart vor drei Jahren ins Leben gerufen wurden: „INVICTA heißt die Unbesiegte und steht für die vielen Frauen und Mädchen, die Opfer von Gewalt sind, aber die trotzdem kämpfen und nach vorn schauen.“ Ziel von INVICTA sei es, von Gewalt betroffene Frauen zu stärken und zu unterstützen, aber auch um Kolleginnen und Kollegen in der Praxis Handlungsstrategien und Wege aufzuzeigen. „Nur wenn wir unser Netzwerk stärken, können wir Gewalt gegen Frauen verhindern“, so Lady Parra.
Seit Beginn des Projekts haben die Malteser bereits 113 Beratungen von geflüchteten Frauen durchgeführt, 83 Veranstaltungen organisiert, 257 Mitarbeitende geschult und über 100 kollegiale Gespräche geführt.
Istanbul-Konvention - Bundesgesetz in Deutschland seit 2018
Dr. Marie-Luise Löffler von der Koordinierungsstelle Istanbul-Konvention der Landeshauptstadt Stuttgart hob in ihrem Vortrag hervor, dass die Istanbul-Konvention seit 2018 in Deutschland als Bundesgesetz gilt und forderte eine nationale Strategie zur Schaffung ausreichender Schutzräume für von Gewalt bedrohte Frauen bis 2027. Andrea Kothen, Referentin der Flüchtlingsorganisation Pro Asyl, wies darauf hin, dass viele Frauen in Deutschland nicht die notwendige Unterstützung erhalten.
„Obwohl ich die Themen kenne, haben mich die Vorträge sehr berührt“, so Marja Rothenhöfer, die für die Malteser Flüchtlingshilfe an der Tagung teilnahm. „Wichtig ist, dass Frauen erst einmal wissen, dass sie Rechte haben." Die Malteser unterstützen deshalb Frauen mit Empowermentprojekten direkt in den Unterkünften und stärken die gesellschaftliche und berufliche Teilhabe von Frauen. Außerdem informieren sie Frauen und Mädchen über die Themen Frauengesundheit, Familienplanung und Selfcare. Wichtig sei, dass solche Projekte finanziert werden.
Kollegialer Austausch und Vernetzung
Bei der Tagung gab es viel Raum für den fachlichen Austausch und die Vernetzung der Teilnehmenden. So bot der Marktplatz in der Mittagspause den verschiedenen Organisationen und Institutionen wie der Abteilung Chancengleichheit der Landeshauptstadt Stuttgart, dem Fraueninformationszentrum (FIZ), dem Verein "Frauen helfen Frauen", dem Kinderschutzzentrum und anderen die Möglichkeit, sich einander vorzustellen und sich zu vernetzen. Am Nachmittag wurden in verschiedenen Workshops praktische Handlungsmöglichkeiten für die Unterstützung schutzbedürftiger Frauen, Mädchen und Kinder erarbeitet.
Die Resonanz auf die Tagung war sehr gut. „Ich bin mit einer Kollegin hier“, erzählte zum Beispiel eine Mitarbeiterin der Caritas Ludwigsburg-Enz. „Wir leiten in einer Geflüchtetenunterkunft einmal pro Woche eine Frauengruppe. Der fachliche Austausch ist wichtig, und es ist gut zu wissen, welche Stellen den Klientinnen noch helfen und an wen wir sie vermitteln können.“
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