Erfolgreicher Abschluss des Projekts SABD-Fam zur Unterstützung von Menschen mit Demenz

Eine Fachberaterin für Demenz im Gespräch mit einer Familie
Eine kontinuierliche Begleitung durch die Fachberaterinnen Demenz und dem Austausch in einem interdisziplinären Team ist der Kern von SABD Fam. Foto: Tamara Hersacher / Malteser

„SABD-Fam ist ein bahnbrechendes Projekt“, resümierte Julia Urtel, Leiterin des Dezernats für Arbeit, Jugend, Soziales und Gesundheit des Landratsamt Ostalbkreis zum offiziellen Abschluss des Projekts. „Wir werden künftig immer mehr Bedarfe haben, die nicht zu decken sind. Und es ist gut, wenn die Menschen so lange wie möglich zu Hause leben können.“ 

Interdisziplinäre Zusammenarbeit und individuelle Unterstützung der Betroffenen

Zentraler Bestandteil von SABD-Fam, bei dem Menschen mit Demenz und deren Familien engmaschig beraten und begleitet werden, war der Einsatz von speziell qualifizierten „Fachberatenden für Demenz“. Sie begleiteten die Familien kontinuierlich über einen längeren Zeitraum und analysierten zusammen mit einem interdisziplinären Team (einer Fachärztin für Geriatrie, einem Psychotherapeuten, Pflegekräften und einer Sozialarbeiterin) die individuellen Problematiken der betroffenen Person und ihrer Familie. Mit diesem Wissen brachten sie geeignete Hilfen auf den Weg. Im Rahmen des Projekts wurden insgesamt 13 Familien begleitet, die einen Angehörigen mit Demenz pflegen.

Die Basis des Projekts: Respekt, Vertrauen und Fachlichkeit

„Es war wichtig im Rahmen der Beratungsgespräche mit den Angehörigen zu erarbeiten, warum ihr Lebensgefährte oder ihre Mutter manchmal auch heftig reagieren“, erklärt Nina Basteck, Leiterin der Malteser Fachstelle Demenz. Die Fachberaterinnen stellten fest, dass die Probleme in den Familien von psychischer und physischer Be- und Überlastung bis hin zu Erschöpfungszuständen reichten. Fehlendes Wissen über die Erkrankung führten oft zu Kommunikationsproblemen zwischen Angehörigen und Menschen mit Demenz, was wiederrum herausforderndes Verhalten bei den Betroffenen auslöste oder verstärkte. „Die Praxis zeigt: Viele Menschen scheuen sich, über das Thema Demenz zu sprechen. Oft sind die Angehörigen überfordert und haben einen großen Bedarf an Beratung“, so Nina Basteck.

Durch die kontinuierliche Begleitung und Beratung konnten die Fachberaterinnen ein Vertrauensverhältnis zu den Familien aufbauen. „Der große Gewinn ist, dass die Menschen jetzt Hilfe leichter annehmen und wir sie beraten können“, so Heike Dauser, eine der Fachberaterinnen der Malteser. „Dank unseres Wissens konnten wir die Angehörigen gezielt beraten und gemeinsam Maßnahmen zur Verbesserung der häuslichen Situation entwickeln. Durch die regelmäßigen Besprechungen konnten wir die Problemlagen aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten und Lösungen finden.  Sechs Monate dauerte die Ausbildung zur Fachberaterin. Die Zeit dafür ist aber gut investiert, ergänzt ihre Kollegin Martina Felber: „Wenn es den pflegenden Angehörigen gut geht, wirkt sich das auch immer positiv auf den Menschen mit Demenz aus.“

Wissenschaftliche Begleitung des Projekts

Auch von Seiten der Wissenschaft wurde der Erfolg des Projekts bestätigt: „Die Wissenschaftler, die das Projekt begleiteten, bestätigten, dass sich die Pflegesituation für die Familien subjektiv verbessert hat. Die Familien hätten die Fachberaterinnen als verlässliche Ansprechpartnerinnen erlebt – sie fühlten sich gehört und sicherer im Umgang mit ihrem von Demenz betroffenen Angehörigen. „SABD Fam schließt Lücken für einen realen Bedarf“, so das Fazit der Wissenschaftler.

Heiko Born, Bezirksgeschäftsführer der Malteser Nord- und Ostwürttemberg, möchte deshalb den eingeschlagenen Weg weitergehen: „Das Projekt SABD-Fam hat gezeigt, dass durch gezielte Unterstützung und interdisziplinäre Zusammenarbeit die Lebensqualität von Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen nachhaltig verbessert werden kann. Deshalb ist unser Ziel, dass die enge Begleitung und Beratung von Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen durch SABD Fam verstetigt und im Ostalbkreis fest etabliert wird.“

So geht es weiter

Die Familien werden auch nach Projektende weiterbegleitet - finanziert wird dies aus Eigenmitteln der Malteser. Um das Angebot weiterzuentwickeln und neue Zielgruppen zu erreichen, haben die Malteser eine Interessensbekundung für das Förderprogramm „Ortsnahe Pflege Baden-Württemberg“ eingereicht. Außerdem werden sie die Ergebnisse aus dem Projekt im Rahmen der Nationalen Demenzstrategie an die Bundesregierung weitergeben.

Zahlen, Daten, Fakten:

  • Aktuell sind ca. 1,8 Millionen Menschen in Deutschland von einer Form der Demenz betroffen. Bis zum Jahr 2050 wird mit einer Zunahme auf ca. 2,8 Millionen Betroffenen gerechnet. Dies ist in erster Linie durch den demografischen Wandel bedingt.
  • Bei den im Projekt begleitenden Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen handelte es sich um insgesamt 13 Familien. Das Durchschnittsalter der Menschen mit Demenz lag bei 83,5 Jahren (Altersbereich: 67-91 Jahre). Das Durchschnittsalter der pflegenden Angehörigen lag bei 56 Jahren.
  • Demenzbedingte Problemlagen der Familien waren:  
    • Psychische und physischer Be- und Überlastung bis hin zu Erschöpfungszuständen
    • Enorme Überlastung und Ohnmachtsgefühle der pflegenden Angehörigen
    • Unzureichendes Wissen über die Erkrankung und draus resultierende Kommunikationsproblemen zwischen Angehörigen und Menschen mit Demenz
    • Herausfordernde Verhaltensweisen des Menschen mit Demenz
    • Probleme Hilfe zu zulassen
    • Gewalterfahrungen im Pflege- und Betreuungssetting
  • Die Hauptversorgungspersonen im Projekt sind Frauen (Ehefrauen, Töchter und Schwiegertöchter). Dies spiegelt die allgemeine Situation von pflegenden Angehörigen wider. In den meisten Fällen werden die Pflege und Betreuung durch weiblich Familienangehörige durchgeführt. 

 

Weitere Informationen:

Website zum Projekt SABD Fam in Ellwangen