Syriens Kriegskinder: Zwölf Jahre Gewalt und Leid

Ahmed wird zu Beginn des Krieges geboren, am selben Tag, als sein Vater im Kugelhagel ums Leben kommt.

Geboren wurde er in der Stadt Homs, doch sein Elternhaus wurde zerstört und so floh seine Mutter mit ihm und den Geschwistern in die Nähe der türkisch-syrischen Grenze nach Bab al-Hawah. Dort lebte er auch, als am 6. Februar das Erdbeben die Türkei und Syrien erschütterte. Ahmed hatte Glück. Das Haus, in dem er bei seinem Onkel Zuflucht fand, blieb stehen. Ahmeds Onkel, Abu Ziyad, berichtet: „Der Lärm der Erde und die Schreie der Kinder erfüllten die Umgebung. Seit diesem Tag haben die Kinder große Angst vor den regelmäßigen Nachbeben, vor allem vor dem Schlafengehen, was sich auf ihre psychische und physische Gesundheit auswirkt." Seit dem Erdbeben ist Ahmeds Atemnot schlimmer geworden und regelmäßig muss er nun im Kalbit Primary Health Care Center behandelt werden, das von der syrischen Organisation „Hand in Hand for Aid and Development“ (HIHFAD) betrieben und von den Maltesern unterstützt wird.

„Die meisten Kinder in Syrien haben in ihrem Leben noch nichts anderes erlebt als Krieg, Not und Vertreibung und nun kommt diese Naturkatastrophe noch hinzu“, sagt Thomas Weiß, Leiter der Nahostabteilung von Malteser International. „Schon vor dem Erdbeben war die humanitäre Lage prekär und die Menschen aufgrund des anhaltenden Krieges erschöpft. Versorgungs- und Dienstleistungsengpässe in Syrien wurde durch die Naturkatastrophe noch einmal dramatisch verschärft. Viele Kinder können nicht zur Schule gehen. Neben der medizinischen Versorgung wird es nun wichtig sein, die Kinder und Erwachsenen auch psychologisch zu unterstützen. Wir werden nun unter anderem sogenannte ‚Child-friendly spaces‘ einrichten, in denen die Kinder spielen und sich von den Schrecken erholen können“, erklärt Thomas Weiß.

Als einzige das Erdbeben überlebt

Maram ist 14 Jahre alt, als sie am 6. Februar nachts von ihren Eltern in der Ortschaft Atarep geweckt wird, weil die Erde bebt. Als erste erreicht sie das Treppenhaus und dies wird ihr das Leben retten. Von Hilfskräften wird sie schließlich aus den Trümmern ihres Elternhauses geborgen, doch für ihre Eltern und ihre drei Schwestern kommt jede Hilfe zu spät. „Bomben hatten unser Haus bereits zuvor beschädigt, aber nun ist alles in Trümmern“, berichtet Maram. Zur Schule ist sie wegen des Krieges nie gegangen, denn immer wieder musste sie fliehen. Medizinisch versorgt wurde sie in einer mobilen Klinik der syrischen Organisation „Independent Doctors Association" (IDA), die die Malteser unterstützen. Mittlerweile lebt Maram bei ihrem Onkel.

Auch Ahmed hat einige Jahre auf der Flucht keine Schule besuchen können. Nun ist er mit zwölf Jahren in der dritten Klasse und träumt davon, eines Tages Lehrer zu werden. „Ich träume davon, dass alle syrischen Kinder eines Tages in Frieden leben werden, ohne Krieg“, sagt Ahmed.

Die Malteser unterstützen derzeit sechs Krankenhäuser, eine Geburtsklinik mit Kinderkrankenhaus sowie acht Basisgesundheitsstationen in den Regionen Idlib und Nord-Aleppo in Nordwestsyrien. Alle Einrichtungen werden von syrischen Partnerorganisationen unterhalten. Die Hilfsprojekte in der syrischen Grenzregion werden durch die Malteser von der Türkei aus gesteuert. Die Hilfsorganisation leistet seit 2012 in der Region humanitäre Hilfe und hat diese nach dem Erdbeben weiter ausgebaut.

Die Malteser rufen dringend zu Spenden für die Menschen in der Region auf.

Malteser Hilfsdienst e. V.
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Stichwort: "Syrien“
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